Vermeide die Erwartungsfalle!
Kennst du die Erwartungsfalle? Du erwartest dir etwas, es trifft nicht ein und was bleibt ist ein schlechtes Gefühl. Wohl eine der größten Herausforderungen im Leben ist es, die Erwartungen loszulassen. Zwar ist es gut, eine klare Vorstellung davon zu haben, was uns gefällt, guttut und wohin wir wollen, jedoch nicht krampfhaft an den Erwartungen festzuhalten.
Laut Definition ist eine Erwartung eine vorausschauende Vermutung, Annahme oder Hoffnung. Bei jeder Erwartung ist also immer ein Unsicherheitsfaktor dabei, ob sie erfüllt werden oder nicht. Denn wer weiß schon, was in der Zukunft passiert.
Werden unsere Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen, dann ist alles gut. Aber wehe, sie werden nicht erfüllt, dann kann uns das alles vermiesen. Beim Tanzen zeigt sich sehr gut, wie Erwartungen einem Tanz den Zauber rauben können.
Die zwei Arten der Erwartung
Bevor ich über Zauber spreche, noch kurz eine Definition: Es gibt zwei verschiedene Arten der Erwartung. Spannenderweise gibt es beim Tanzen oft beide, manchmal sogar gleichzeitig. Die antizipatorische Erwartung, also die Annahme was zum Beispiel der/die Tanzpartner*in tun könnte oder wird. Wenn ich jetzt als Follow (folgende Tanzrolle) zum Beispiel davon ausgehe, dass ich mich als nächstes drehen soll. Oder wie der Abend verlaufen wird.
Dann gibt es noch die normative Erwartung, was der/die Tanzpartner*in tun sollte. Das wäre dann zum Beispiel, wenn ich der Meinung bin, dass mein Tanzpartner besser führen sollte.
An wen haben wir Erwartungen?
Wir haben an uns selbst Erwartungen. Was wir nicht alles können oder machen sollten. Wie wir sein sollten. Oft haben wir diese Erwartungen aus Kindheitstagen mitgenommen. Und sehr oft sind sie viel zu hoch und meist noch nicht mal sinnvoll. Dann haben wir Erwartungen an die anderen. Was sie sagen oder tun sollten. Oder eben auch nicht. An Situationen oder Ereignisse, wie sie ablaufen sollten, was passieren sollte. Dann haben wir noch eine sehr spannende Schachtel-Version an Erwartungen: Das was wir glauben, dass die anderen von uns erwarten. Puh, bei all diesen Erwartungen an die Zukunft, ist schon ziemlich festgelegt, was passieren soll oder wird.
Was passiert, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden?
Erwartungen sind im Kopf, doch der Körper bewegt sich beim Tanzen. Wenn ich die Erwartung an meinem Tanzpartner habe, besser zu führen und er tut es nicht, dann ist eine Abweichung zwischen meiner Vorstellung und der Realität. Das erzeugt meistens Stress, Enttäuschung und dann und wann sogar Ärger. Was passiert nun? Der ganze Körper spannt sich an. Ich fokussiere mich auf das Bild im Kopf, wie es meiner Meinung nach sein sollte. Der Kopf spuckt einen Gedanken nach dem anderen aus, was der Partner genau tun sollte. Wie er es tun sollte. So schwer ist das doch nicht? Kann er sich nicht mal etwas anstrengend? Und schwupps bin ich im Kopf ganz woanders. Wir nehmen gar nicht mehr wahr, was gerade wirklich passiert. Wir spüren die Impulse des Tanzpartners nicht mehr. Dadurch reagiere ich verzögert oder vielleicht sogar gar nicht. Wir kommen aus dem Takt und der Flow ist unterbrochen. Mein Gesichtsausdruck versteift sich, erfahrungsgemäß verunsichert das oft meinen Tanzpartner. Dadurch wird er unklar in seinen Bewegungen und so weiter und so fort. So führt dann eines zum anderen. Und der Tanz geht wird sicher beiden nicht in bester Erinnerung bleiben.
Aber was bleibt denn ohne Erwartungen?
Alles! Ohne eine Vorstellung davon, wie es sein sollte oder was als nächstes kommen mag, können wir ganz im Moment sein. Wir können uns von der Musik und dem Tanz überraschen lassen. Wir können neue Dinge entdecken, die wir sonst nie wahrgenommen hätten. Vielleicht stellen wir fest, dass der Partner uns, durch seine Art zu führen, viel Raum lässt um etwas Eigenes in den Tanz einzubringen. Und wer weiß, vielleicht lässt er sich sogar davon inspirieren und aus einem Monolog in einer Richtung wird ein wunderbarer nonverbaler Dialog der Musik und der Körper.
Und wie lasse ich jetzt Erwartungen los?
Es gibt viele Möglichkeiten das zu tun. Auf alle Fälle braucht es etwas Übung und Geduld. Der erste Schritt ist immer, die verschiedenen Erwartungen an sich, den anderen und die Situation wahrzunehmen. Oft ist es schon hilfreich sich zu überlegen, was will ich wirklich? Will ich wirklich dass meine Partner*in gut führt oder folgt? Oder will ich gerade eigentlich nur eine gute Zeit haben?
Ein weiterer Weg ist, den Fokus auf das zu richten, was du wahrnimmst. Wenn unser Hirn mit einem unserer Sinne beschäftigt ist, kann es nicht so viel denken. Das spielt uns hierfür in die Karten. Bewusst auf die Berührung des/der Partner*in achten. Oder ganz bewusst auf die Musik hören.
Probiere doch auch mal aus, wie es ist, sich bei dem Erwartungsgedanken zu bedanken und ihm dann bewusst zu erlauben weiterzuziehen. So wie jeder Ton auch wieder verklingt.