Wie du sofort Nähe in deine Beziehung bringst
Als ich letztens auf dem Heimweg war, haben sich in meinem Kopf 1.000 Dinge abgespielt. Was ich noch eigentlich alles tun hätte sollen. Wie ich das neue Projekt am besten angehe. Und Mist, den Kunden wollte ich auch noch anrufen. Als ich zuhause die Tür aufschließe, schießt mir als erstes in den Kopf, dass man unbedingt mal wieder staubsaugen muss. Oh, der Wäscheständer steht da ja auch noch herum …
Heinrich ist noch am Heimweg, also fang ich schon mal mit dem Abendessen an. Ich schneide Gemüse, koche Reis und denk über alles mögliche nach. Alles kommt zusammen in die Pfanne und ich bin am Punkt des Würzens. Ich probiere eine Gabel und … „Habe ich jetzt eigentlich das E-Mail weggeschickt?“ Mein Kopf funkt mir dazwischen. Ich habe keine Ahnung, wie das in meinem Mund jetzt schmeckt, also noch mal.
Kennst du das auch? Wir haben unendlich viele Dinge im Kopf oder sind in Gedanken im Büro. Vielleicht machen wir auch gerade die mentale To-Do Liste für den restlichen Tag oder die Woche. Womöglich sind wir im Kopf gerade in der Zukunft und machen uns Sorgen, was in diesen Krisenzeiten als nächstes kommt.
Das führt dann oft dazu, dass man sich aus Gewohnheit nur flüchtig einen Begrüßungskuss gibt und sich schnell umarmt. Oder man denkt schon über die To-Dos des nächsten Tages nach, wenn man zusammen auf der Couch kuschelt. Da ist dann nicht viel Platz für echte Nähe in der Beziehung. Hast du schon mal darauf geachtet, wie oft das bei euch so ist?
Nähe kann nur entstehen,
wenn wir im hier und jetzt sind.
Auch im Kopf! Nur physisch anwesend zu sein, reicht nicht, um echte Nähe entstehen zu lassen. Dabei gibt es vier Orte, an denen wir im Kopf sein können:
In der Zukunft:
Hast du dir schon mal darüber Gedanken gemacht, dass Sorgen und Ängste immer mit der Zukunft zusammenhängen? Wenn wir darüber nachdenken, was alles passieren könnte oder wird. Wie es weitergehen soll. Was mein*e Partner*in zu mir oder meinen Entscheidungen sagen wird. Vielleicht sogar, wenn wir uns vorstellen, wie er/sie wieder mit schlechter Laune aus der Arbeit heimkommt.
In der Vergangenheit:
Verletzungen und Leiden entsteht immer in der gedanklichen Vergangenheit. Wir sind getroffen, von dem was getan oder gesagt wurde. Wenn ein Streit nicht geklärt wurde, dann bleiben wir in Gedanken an dem alten Streit hängen. Meistens streiten wir sogar allein im Kopf weiter … Oder wir denken immer wieder darüber nach, was wir anders machen hätten sollen. Wir verurteilen uns selbst für unser Handeln und leiden unter unserem Urteil.
Im Außen bei den anderen:
Was hat er jetzt schon wieder gemacht? Warum schaut sie so? Er sollte sich wirklich nicht so verhalten! Wie er mich wohl findet? Findet sie mich attraktiv?
Wer kennt das nicht? Ständig machen wir uns Gedanken über andere. Wir wissen genau, was sie jetzt tun sollten. In der Partnerschaft teilen wir es ihm/ihr oft auch gerne ungefragt sehr deutlich mit.
Hier und jetzt bei mir:
Der friedlichste und freundlichste Ort ist immer hier und jetzt bei mir zu sein. Das ist auch der schwierigste Ort, um dort zu bleiben. Wenn ich hier und jetzt bei mir bin, dann kann ich einfach wahrnehmen, was wirklich ist. Daraus darf dann entstehen, was auch immer entsteht.
Wenn wir in diesem Zustand aufeinander zugehen, dann können wir uns wirklich wahrnehmen. Dann kann echte Nähe und Intimität entstehen. Und nicht nur das, dann entsteht das wahre Glück.
Fühlen hilft uns dabei, den superschnell dazwischen schießenden Gedanken zu entkommen. Das Gehirn ist damit beschäftig, sich darauf zu fokussieren, was es wahrnimmt. Dadurch kann nicht nur Ruhe im Kopf entstehen, sondern auch wirkliche Nähe zwischeneinander.
➔ Achte das nächste Mal darauf, wenn du dein*e Partner*in küsst oder umarmst: Wie fühlt es sich jetzt und hier wirklich an? Wie nah fühle ich mich gerade?